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Töpfe sind auch Kunstgeschöpfe

Mit Irdenem eröffnet die Psychiatrische Klinik die Herbstsaison im Kulturpavillon. Eingeladen wurde der Ganterschwiler Töpfer Patrick Kliebens. Am Donnerstagabend war Vernissage «Von Grossem und Kleinem».

Michael Hug18.8.2012, 01:33 Uhr

 

Magisch unfertig wirken sie. Zart und zerbrechlich wie Eierschalen, aus denen gerade junges Leben geschlüpft ist. Aussen roh, innen scheint der Lack noch nicht getrocknet.

Der Töpfer hat mit Kontrasten gearbeitet. Dem Irdenen, dem gebrannten Ton, setzt er starke, lebendige und natürliche Farben entgegen. Die Ränder sind nicht weiter bearbeitet, geben dem Objekt eine unfertige, ja gebrochene Silhouette und lassen den Gegenstand, Schale, Platte, Gefäss, zwischen Unvollendung und Gebrauch stehen. In der Tat sind Patrick Kliebens' Objekte Kunstgegenstände und Gebrauchsgüter zugleich, frei nach Wilhelm Busch: «Töpfe sind auch Kunstgeschöpfe.

Töpfer in Ganterschwil

Patrick Kliebens, gelernter Bauer und Gärtner, ist Töpfer in Ganterschwil. In ihrer Laudatio verriet Brigitta Kliebens, die Mutter des Kunstschaffenden, dass der Moment der Inspiration weit weg vom Toggenburg, in Argentinien, erfolgt sei: «Patrick hat dort nicht nur Tango getanzt, sondern auch das Töpfern gelernt.» Autodidaktisch bildete sich Kliebens fort, entwickelte seine Technik weiter.

 

Braucht naturgemäss Geduld

Eine Technik, die so komplex gar nicht ist und keine Töpferscheibe voraussetzt. Seine meist hohlen Formen baut Kliebens aus Fragmenten, «Tonwürsten» sozusagen, formt so die Hülle und streicht sie mehr oder weniger glatt, so dass die Struktur des Aufbaus oft noch gut zu erkennen ist. Soll das Objekt als Schale oder Topf dem Alltagsgebrauch dienen, versieht er die Gegenstände auf ihrer Innenseite mit einer Glasur.

Im Zeitalter des Kunststoffs und der industriellen Produktion sei Kliebens' Arbeit fast eine altmodische, sie unterwerfe sich nicht dem Diktat von Effizienz und Beschleunigung, sagte Brigitta Kliebens: «Sie kann sich nicht unterwerfen, weil sie naturgemäss Geduld braucht und langsam entsteht.»

Besonders im Element

Trotz Anachronismus ist Kliebens auch ein Forscher. «Das hat mit seinem Wesen zu tun», sagte die Laudatorin am Donnerstagabend, «mit von Grund auf lernen zu wollen, mit auseinandersetzen, hinterfragen, finden und weitergehen, pröbeln mit Glasuren, experimentieren mit Steinen, Holz, Glas und Lavendelwurzeln, wenn Erde und Feuer zusammenkommen und Unberechenbares und Unvorhergesehenes passiert – dann ist Patrick besonders in seinem Element!», sagt die Laudatorin und Mutter.

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